NOTFALL! Pitbull-Mix Olaf

  • Name: Olaf
  • Rasse: American Pitbull Terrier x Labrador Retriever
  • Geschlecht: Rüde
  • Kastrationsstatus: unkastriert
  • Alter des Hundes: 1 – 8 Jahre
  • Geburtsdatum: 01.08.2019
  • Handicap: nein
  • Aufenthaltsort: Pflegestelle
  • PLZ und Ort: PLZ-Bereich 38xxx

„Solange der Mensch denkt, dass Tiere nicht fühlen können, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken können…“

Um Olaf zu verstehen, bedarf es eines sehr langen Textes. Vielleicht hilft es ja, dass es anderen Hunden nicht so ergeht oder dass man vieles einfach mehr hinterfragt. 

Als Olaf im Mai 2020, nach einer sehr positiven Vorkontrolle vermittelt wurde, hatte er sich zu einem zauberhaften und absolut menschenfreundlichen Junghund entwickelt, der ALLE Menschen, egal ob jung oder alt, toll fand. Er war hervorragend leinenführig, liebte das Autofahren und konnte wunderbar einige Stunden alleine bleiben. Grundgehorsamkeitsübungen hatte er mit Bravour gelernt und auch begeistert umgesetzt.

Lediglich Rüden waren ein Problem, was aber bei einem Rüden mit 12 Monaten, im Rüpelalter, nicht ungewöhnlich ist. Hier selektierte Olaf nach Sympathie… eine „Baustelle“, die mit Training und Geduld durchgestanden werden kann.

Man hielt engen Kontakt zu dem neuen Besitzer, bekam Bilder, telefonierte und alles schien sich super zu entwickeln. Er wurde von der neuen Familie augenscheinlich „geliebt“ und durfte überall dabei sein.

Olaf ging auch in die Hundeschule und ins Training bei einer recht bekannten  FB Trainerin, die man auch immer auf Youtube findet. (Diese wurde uns erst hinterher namentlich genannte)

Fast auf dem Tag genau 12 Monate später drehte sich sowohl für uns, wie auch für Olaf, die Welt komplett um. 🙁

Im Mai 2021 bekamen wir Olaf innerhalb einiger Tage nach einem schweren Beißvorfall wieder vor die Tür gestellt. Er hatte eine ältere Dame, die ihm sehr gut bekannt war, da ein Familienmitglied, schwer verletzt. Dies passierte, als sie im Flur ihren Mantel anzog und ihren Schlüsselbund herausnahm.

Nie hatte Olaf auch nur im Ansatz auf der Pflegestelle versucht, Menschen zu attackieren, oder hatte auch nur Zähne gezeigt!

Olaf durfte glücklicherweise zurück auf seine ehemalige Pflegestelle, die ebenso wie wir völlig fassungslos war. Dies war nicht mehr der Hund, der von uns in eine vermeintlich tolle Stelle vermittelt worden war. 🙁

So stellte sich Olaf nach der Rücknahme dar: 

* körperlich und seelisch kaputt
* starke Ohrrandnekrose durch ständiges Kopfschütteln, da das Halsband absolut negativ verknüpft war – durch ständiges Ziehen und starken Leinenruck / zusätzlich hatte die Trainerin ein Gliederkettenhalsband empfohlen (die wurde uns auf Nachfrage durch den Halter bestätigt)
* jegliche Begegnung mit Hunden (Entfernung egal) endete anfangs in einer Eskalation
* fremden Menschen hat er komplett misstraut und dies auch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht
* alle Situationen, die er für den Wesenstest in Hessen benötigte, waren „kaputt trainiert“ worden, so dass man nicht wieder bei 0 beginnen musste, sondern bei – 10
* Autofahren war mit absolutem Stress verbunden, da Olafs Erwartung  vermutlich war, das anschließend wieder negative Erlebnisse stattfinden würden
* gesteigerter Jagdtrieb, da man diesen nicht unterbunden hatte, sondern den Hund mit Schleppleine (am Halsband befestigt) einfach hatte machen lassen
* keine Impulskontrolle mehr, sondern totales Eskalieren
* sehr geräuschempfindlich, besonders bei metallischen Geräuschen
* permanentes Stressschütteln

Mittlerweile wussten wir, dass Olaf seit August ’20 in dieser Hundeschule war und der ehemaliger Besitzer hatte uns mitgeteilt, wie das Training dort aussah… Dies wird nicht weiter von uns kommentiert. 🙁

Olaf wurde per Hundegesetz als gefährlich eingestuft und wir bekamen die Auflage, mit ihm einen Wesenstest zu absolvieren. Sollte er diesen nicht schaffen, hätte ihn u.U. die Spritze erwartet.

Was in etwas über 7 Monaten sehr intensiven Trainings von unserer Pflegestelle Mareike sowie Ina von der Hundeschule https://www.canis-chaoticus.de/ geleistet wurde ist der Wahnsinn und wir werden ihnen auf ewig dankbar dafür sein! 

Ein Training, das auf Geduld, Vertrauen und Zuneigung aufgebaut war und ist, wo man mit Rückschlägen umsichtig und verständnisvoll war und den Hund nicht überfordert hat.

So stellt sich Olaf jetzt dar:

* die Ohrrandnekrose wieder in Griff bekommen
* er geht wieder relativ selbstbewusst durchs Leben (die wird weiter gefestigt)
* das Tragen eines Halsbandes ist wieder möglich
* Hundebegegnungen sind auf relativ kurze Distanz wieder möglich
* ein naher Kontakt zu netten Hündinnen ist wieder möglich (er braucht dafür etwas Anlaufzeit)
* manchen fremden Menschen misstraut er noch, besonders wenn sie einem bestimmten Typ entsprechen
* bei Menschen, die er kennt und denen er vertraut, ist er völlig tiefenentspannt und wieder der Kuschelbär, der er vorher war
* Jagdtrieb kann mit verbaler Ansprache sofort unterbrochen werden
* er ist in allen Situationen, trotz seiner Größe und seines Gewichtes, auch für kleine und zierlichere Personen problemlos händelbar, allein die Stimme reicht aus
* Autofahren ist wieder okay, hier wird weiter trainiert und es wird täglich besser
* er benötigt feste Strukturen in seinem Leben: je strukturierter der Alltag, desto entspannter ist Olaf. Bei festen Strukturen kann er auch einige Stunden alleine bleiben. Fallen diese Strukturen auseinander, entwickelt er Trennungsangst, was sich in lautstarker Randale und Zerstören zeigt
* er muss Einzelprinz bleiben und es sollten auch keine Kinder und andere Tiere vor Ort sein
* er ist wieder sehr positiv an den Maulkorb gewöhnt, der für ihn kein Problem mehr darstellt und ihn auch nicht stört
* Olaf wird nie ein Hund werden, der immer und überall dabei sein muss und möchte. Viele Menschen und unerwartete Situationen bekommt er nicht mehr gut verpackt und stressen ihn unnötig

Wir suchen für Olaf Menschen, die dies alles verstehen, die ihm Zeit geben und die weiterhin mit ihm in dieser Form trainieren. Wir würden das Training natürlich weiterhin begleiten und in jeglicher Form unterstützen, auch durch Kostenübernahme.

Es ist jetzt wichtig, dass man mit Olaf den nächsten Schritt geht. Seine PS macht alles für Olaf, kann ihn aber nicht mehr lange behalten.  Von daher suchen wir natürlich auch eine Pflegestelle!

Wir suchen DIE Menschen für Olaf…

…die nicht täglich neuen Besuch empfangen
…die ihn lesen können (er gehört eher zur Kategorie Bilderbuch und ist durch seine deutliche Körpersprache sehr leicht zu lesen)
…die ihn nehmen, so wie er ist und ihn unterstützen
…die keine riesigen und stundenlange Spaziergänge machen möchten – ein gemütlicher Spaziergang mit Blümchen- und Gräserschnüffeln reicht Olaf. Er ist ein hervorragender Couchpotato und sehr für den nicht so sportlichen Halter geeignet 😉
…die ihm die entsprechenden Ruhephasen zugestehen
…bei denen er nicht funktionieren und Situationen aushalten MUSS
…die an „schlechten“ Tagen nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern ihm dann eine Auszeit geben und von vorne starten
…die selbstredend nicht in der Stadt leben – Olaf braucht eine ländliche Umgebung mit entsprechender Ruhe

Olaf hat den angeordneten Wesenstest, der nicht einfach war, mit absoluter Bravour bestanden. Trotzdem bleibt er, aufgrund des Niedersächsischen Gesetzes als gefährlich eingestuft. Allerdings werden wir versuchen, ob man das evtl. doch noch abändern kann.

Olaf ist ein gutes Beispiel für einen Hund, der „zurück ins Leben“ geholt wurde. Er hat es geschafft  und benötigt jetzt SEINE Menschen mit Strukturen, die ihm all ihre Aufmerksamkeit schenken und ihn wie ein fühlendes Lebewesen behandeln und nicht wie einen Gegenstand, der auf Knopfdruck funktioniert soll.

Zusätzlicher Hinweis:
Olaf hat eine Verkrümmung beider Vorderläufe, die ihm derzeit aber keine Probleme mehr bereitet.

Vielen lieben Dank an Carina für die Bilder: https://m.facebook.com/cbfotografie.bs/